Die bestehenden beiden Wohneinheiten Hardau 30 und 32 wurden saniert und im rückwärtigen Bereich um ungefähr das gleiche Volumen erweitert. Die Aufgabenstellung ermöglichte eine gesamtheitliche Betrachtung über zwei Einheiten - eine Chance zur Wahrung der prägenden Siedlungsstruktur in Richtung Landschaftsraum.
Die Siedlung Hardau wurde zwischen 1942 und 1946 gebaut und gehört zum Hauptwerk des Winterthurer Architekten Franz Scheibler und umfasst 82 Wohneinheiten mit drei verschiedenen Haustypen. Die Lage der Siedlung oblag nicht städtebaulichen Kriterien, sondern ergab sich aus dem kiesigen Untergrund, welcher sich nicht für die landwirtschaftliche Nutzung eignete. Die Gebäude sind in einem Raster entlang der Erschliessungsstrasse angeordnet, mit Schopfbauten verbunden und bilden so eine ruhige, eher geschlossene Strassenfassade. Im rückwärtigen Bereich verfügt jedes Siedlerhaus über einen grosszügigen Pflanzgarten, wodurch sich die Siedlung zum Landschaftsraum öffnet.
Die Siedlung ist kein Inventarobjekt. Der Erhalt der prägenden Siedlungsstruktur, der schonende Umgang mit Dachflächen und Vorgärten wie auch die Möglichkeit baulicher Erweiterungen sind in einem Gestaltungsplan festgesetzt.
Der öffentlich Gestaltungsplan von 2015 ermöglicht eine räumliche Erweiterung in den rückwärtigen Grünraum. Die vorgegebene Mantellinie schliesst im Traufbereich jedoch unsensibel an die bestehenden Bauten an.
Durch das Verlassen der gegebenen Geschossigkeit und Einführen eines Split-Levels ab den bestehenden Treppenzwischenpodesten, wurde die Geschossigkeit so verändert, dass ein respektvoller Anschluss unterhalb der Traufe des Bestandes möglich war.
Durch die Erweiterung wurde die ursprüngliche Nordfassade zur Innenwand. Die früheren Aussenfenster werden zu internen Blickbezügen und Verbindungen zwischen Bestand und Neubau.
Die Struktur des Bestandes wurde mehrheitlich in seiner kleinteiligen Struktur belassen. Der Anbau hingegen - geprägt durch einen überhohen Essraum, einer offenen Galerie und interner Verglasung zum Zimmer im Erdgeschoss - wurde zu einer durchlässigen, offenen Wohnlandschaft. Bestand und Neu profitieren durch differenzierte Verbindungen und Sichtbezüge voneinander. Unterstützt wird dies mit einer durchgängigen Materialisierung, welche jedoch verschiedene Strukturen und Bereiche differenziert behandelt und auszeichnet.
Der Anbau ist bewusst in Sockel und Aufbau gegliedert, um das Gebäudevolumen möglichst klein erscheinen zu lassen. Im Innenraum wird diese Struktur übernommen und hat dort die genau gegenteilige Wirkung, dass die Überhöhe der Räume speziell ausgezeichnet wird.